Es gibt auch psychologische Faktoren, welche den Spracherwerb positiv oder negativ beeinflussen können. Negative Meinungen, Vorurteile, Ängste und Einstellungen spielen in der Spracherziehung eine zentrale Rolle. Wenn Erziehungspersonen gegenüber der zwei- und mehrsprachigen Erziehung negative Gefühle oder Vorurteile mitbringen, kann dies eine negative Grundstimmung erzeugen, welche dem Lernen nicht dienlich ist.
Auch hinderlich für den Spracherwerb können allzu hohe oder falsche Erwartungen der Eltern an die Sprachleistungen ihres Kindes sein.
Oft beeinflussen psychologische Faktoren die Spracherziehung auch unbewusst, wenn Kinder von Eltern sprachlicher Minderheiten in der Sprache der Mehrzeit erzogen werden. Meist haben die Eltern selbst darunter gelitten, die dominante Sprache nicht vollständig zu beherrschen. Die Eltern möchten es mit ihren Kindern gut meinen und sprechen daher von Anfang an die Sprache der Mehrheit. Insbesondere wenn die Eltern aber in der dominanten Sprachgruppe fehlende Sprachkompetenzen aufweisen, fungieren sie für ihre Kinder als schlechte Sprachmodelle, insbesondere wenn sie zum Beispiel die Aussprache nur ungenügend beherrschen.
Durch ihr Verhalten werten sie ihre Herkunftssprache ab und signalisieren somit, dass es nicht wert ist, wenn ihre Muttersprache gesprochen wird. Zudem verhindern sie einerseits die Teilhabe des Kindes an der zwischenelterlichen Kommunikation. Anderseits wird so der Aufbau einer sprachlich-kulturellen Identität ihrer Kinder verhindert.
Deshalb ist es wichtig, bei der Spracherziehung solche Denkmuster, negativen Gefühle und Vorurteile, welche nicht förderlich für das Kind sind, zu hinterfragen und aus dem Weg zu räumen.
Quelle: Cathomas, Rico und Carigiet, Werner. Top-Chance Mehrsprachigkeit. Zwei- und mehrsprachige Erziehung in Familie und Schule (2008, 1. Aufl.), S.38.
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